24.11.2024, Berlin
Lageeinschätzung ernstnehmen:
Die Polizeipräsidentin, Dr. Barbara Slowik, hatte kürzlich in einem Interview mit der Berliner Zeitung erklärt: „Es gibt allerdings Bereiche – und so ehrlich müssen wir an dieser Stelle sein – da würde ich Menschen, die Kippa tragen oder offen schwul oder lesbisch sind, raten, aufmerksamer zu sein“. Wir gehen fest davon aus, dass die Polizei Berlin auf genügend Erkenntnisse zurückgreifen kann, um zu entsprechenden Einschätzungen zu gelangen.
Für uns sind diese Aussagen bedrückend, aber auch leider seit Langem bekannte Realitäten. Nicht alle LSBTIQ+ sind in gleichem Ausmaß von Gewalt und Übergriffen betroffen. Uns alle betrifft jedoch gleich hoch das Risiko aufgrund dessen, was wir sind, nämlich dass wir LSBTIQ+ sind, in der Öffentlichkeit, wenn wir sichtbar sind – auch im Netz –beleidigt, gedemütigt, bedroht und körperlich angegriffen zu werden. Viele haben sich aufgrund zahlreicher Erlebnisse und Erfahrungen mit diesen Tatsachen arrangiert, in dem sie sich beispielweise in der Öffentlichkeit einschränken, verstellen oder unsichtbar machen.
Das widerspricht jedoch allen emanzipatorischen Bestrebungen und Gleichstellungsansprüchen. Dazu gehört, als Teil unserer vielfältigen Gesellschaft akzeptiert und respektiert zu werden und ebenso öffentlich sichtbar sein zu können. Diese Bedrohung trifft uns leider auch an unseren eigenen Szene-Orten, weil wir hier sichtbar und besonders verwundbar sind. Die Berliner Polizei und Justiz haben unmissverständlich deutlich gemacht, Hassgewalt konsequent zu ahnden. Dafür danken wir ihnen. Das gleiche erwarten wir übrigens von jeder Polizei- und Justizbehörde in Deutschland.
Gleichzeitig appellieren wir an Politik, Verwaltung und zivilgesellschaftliche Akteure, diese polizeiliche Lageeinschätzung gegenüber Juden und Homosexuellen ernst zu nehmen, sich hierzu unmissverständlich zu verhalten und mehr Engagement zu zeigen, also die Toleranz, die Freiheit und die Vielfalt in unserer Stadt zu gewährleisten und dafür täglich einzutreten. Der öffentliche Raum, auch der virtuelle Raum, dürfen nicht jenen überlassen werden, die das Recht des Stärkeren, Machokultur als Vorbild des Mannes oder die Vorherrschaft des Patriarchats durchsetzen wollen – egal wo in Berlin. Von dieser Gewalt sind gerade auch Frauen betroffen, die sich ein selbstbestimmtes Leben wünschen und für Gleichberechtigung eintreten.
Mit MANEO engagieren wir uns weiter für gesellschaftliche Toleranz und Vielfalt, gegen LSBTIQ+ feindliche Gewalt, Rassismus, Antisemitismus, gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit. Wir werden weiter Fälle zum Nachteil von LSBTIQ+ in Berlin erfassen und Betroffene von Gewalt als Opferhilfe unterstützen.“