Geschichten

Historische Orte und schildernde Geschichten des Schöneberger Regenbogenkiez

Am 21. Mai 2013 präsentierte MANEO die MANEO-Kiezgeschichten „Historische Orte und schillernde Persönlichkeiten im Schöneberger Regenbogenkiez“ im Rahmen einer Soiree, an der die Bezirksbürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler, der Autor, Andreas Pretzel und der Produzent, MANEO-Projektleiter Bastian Finke, teilnahmen. Moderiert wurde die Veranstaltung von taz-Journalist Martin Reichert. Auf 130 Seiten, zweisprachig in Deutsch und in Englisch verfasst, werden einzigartige Geschichten über historische Orte und schillernde Persönlichkeiten des Schöneberger Regenbogenkiezes der 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts erzählt.

Über die facettenreichen Geschichten von Lesben, Schwulen und Trans*personen aus dem Schöneberger Kiez gibt es viel zu erzählen: „Nirgendwo sonst gab es eine solche Mischung aus einfachen Kneipen und Tanzdielen, mondänen Bars und exklusiven Tanzlokalen wie im Schöne-berger Kiez, wo sich in den 20er und 30er Menschen aus aller Welt trafen. Diese Region war im-mer schon als Vergnügungsort bekannt“, berichtete Andreas Pretzel. Als Autor hatte er mehrere Monate recherchiert und seine bemerkenswerten Ergebnisse in 13 Kiezgeschichten zusammen-gefasst.

„Mit dem Geschichtsbuch wollen wir das Selbstbewusstsein von Schwulen, Lesben und Trans*personen in Berlin stärken, weil diese das bunte, offene und schillernde Berlin zu Anfang des Jahrhunderts bis in die 30er Jahre hinein aktiv mit ihren Bars und Tanzvergnügungen, mit ihren Organisationen, Veranstaltungen und Netzwerken mitgeprägt haben“, so MANEO-Projektleiter Bastian Finke, der sich im Schöneberger Regenbogen-Kiez seit 22 Jahren engagiert.

Der Nazi-Terror bewirkte, dass gegen Ende der 30er Jahre die Lebensvielfalt in Berlin erstarrte, auch Orte für Schwule, Lesben und Trans*personen schließen mussten, Menschen verfolgt und ermordet wurden. Die Verschärfung des Strafparagraphen 175 bewirkte, dass schwule Männer in Konzentrationslager verbracht wurden. Zwei Stolpersteine, die im letzten Jahr in der Motzstraße verlegt wurden, erinnern nun an zwei schwule Männer, die auf diese Weise grausam ermordet wurden. Weitere Stolpersteine sind in Vorbereitung.

„Der Regenbogenkiez stand bisher nicht im Fokus eines besonderen bezirklichen Engagements“, bestätigte Angelika Schöttler (SPD), die seit Ende letzten Jahres neue  Bezirksbürgermeisterin für Tempelhof-Schöneberg ist. „Dieser Blick wird sich ändern“, versprach sie, „das Buch und die darin aufgearbeiteten Geschichten werden dazu beitragen, Initiativen befördern“.

„Es ist bemerkenswert, dass sich die Szene im Kiez am Nollendorfplatz seit über 100 Jahre so stabil hält – und dabei natürlich einem stetigen Wandel unterliegt“, fasste Martin Reichert zusammen. Bemerkenswert fand er, dass sich nach dem Krieg gerade in Schöneberg erneut so viele Szeneorte angesiedelt haben, ein Zentrum queerer Kultur wiederauferstand.

Band 2 ist in Vorbereitung

Nach dem großen Interesse an den MANEO Kiezgeschichten Band 1 – nur noch wenige Exemplare sind erhältlich – und des dadurch vermittelten historischen Wissens über den Schöneberger Regenbogenkiez ist nur ein zweiter Band mit Geschichten über weiteren LSBT*-Persönlichkeiten und Orten bis 1945 in Arbeit. Das Buch gedenkt damit weiterer Personen, für die ein Stolperstein verlegt werden soll.

Die Veröffentlichung ist im Sommer 2017 geplant. Begleitet von Soireen, Gedenk- und Gespräch-Veranstaltungen soll der Blick auf den einzigartigen Schöneberger Regenbogenkiez und darüber hinaus auch auf Orte und Personen gelenkt werden, die darüber hinaus Berlin bereichert haben.