Antisemitismus hat im Regenbogenkiez keinen Platz

Aus MANEO+ -Newsletter #24 (Juni-Juli 2018)

21.07.2018 – Kurz vor Beginn des Lesbisch-Schwulen Stadtfestes haben 120 Unternehmen im Schöneberger Regenbogenkiez einen Aufruf unterzeichnet, mit dem unmissverständlich erklärt wird, dass Antisemitismus im Regenbogenkiez keinen Platz haben wird. Die Liste wurde am Samstag, 21.07.18, dem Restaurant überreicht. Yorai Feinberg: „Die Aktion hat mich sehr beeindruckt“.

Seit Dezember 2017, so berichtete der Inhaber des israelischen ‚Restaurants Feinberg’s‘ in der Fuggerstraße gegenüber Medien, haben antisemitische Beleidigungen und Bedrohungen gegen ihn und sein Geschäft zugekommen. Yorai Feinberg hatte auf Facebook berichtet: „Ich bekomme seit einiger Zeit wieder verstärkt unzählige Hassmails und Morddrohungen“. Dabei tobe sich offensichtlich auch ein Internettroll aus. Die Hassmails habe er an die Polizei weitergeleitet. Über 10 Anzeigen wurden bereits erstattete. Im Dezember 2017 war ein spektakuläres Video veröffentlicht worden, auf dem ein 60-jähriger Mann vor dem Lokal in menschenverachtender und widerlicher Weise gegen Juden und den Inhaber des Restaurants gehetzt hatte.


Antisemitismus wird im Regenbogenkiez keinen Platz haben

„Antisemitische Übergriffe, die wir derzeit in Berlin erleben, erneut auch im Regenbogenkiez gegen das Restaurant Feinberg’s, sind für uns unerträglich. Wir bekräftigen hiermit unsere Solidarität mit unseren jüdischen Mitbürgerinnen und betonen: Antisemitismus wird im Regenbogenkiez keinen Platz haben.“ So beginnt der Aufruf, der gestern von MANEO veröffentlicht wurde und mit dem Mitarbeiter um Solidarität und Unterstützung geworben haben. Innerhalb weniger Stunden bekundeten über 120 Geschäfte, Hotels, Restaurants, Bars, Cafés, Spätis, Boutiquen, Friseure, Arztpraxen, Zeitungskioske, Gemüseläden, Apotheken, Fahrradgeschäfte, Fitnessstudios, Blumenläden und viele weitere Firmen und Unternehmen aus dem Regenbogenkiez ihre Solidarität und Unterstützung. Weiter heißt es in dem Aufruf: „Wir betrachten Vielfalt als Bereicherung, aus der heraus Ideen und Potentiale für unsere Gesellschaft und für unsere Stadt erwachsen, mit denen wir uns eine gemeinsame Zukunft und eine freie, friedliche, gerechte und demokratische Gesellschaft gestalten und schaffen können. Wir wenden uns gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Hassgewalt, gegen Homophobie und Transphobie, gegen Rassismus und Antisemitismus, gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Wir setzen uns ein für die demokratischen Grundwerte unserer Gesellschaft, für eine soziale und solidarische Gesellschaft. Dies bedeutet Toleranz, Achtung und Wertschätzung gegenüber Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Alters, unterschiedlicher Kultur, ethnischer Herkunft, Heimat, Glauben, religiöser oder politischer Anschauung, Behinderung sowie sexueller Orientierung.“

120 Unternehmen aus dem Regenbogenkiez unterstützen Aufruf

Kurz vor Beginn des Stadtfestes hat MANEO am Samstag, 21.07.18, um 12 Uhr, die Solidaritätsbekundung persönlich im Restaurant Feinberg’s überreichen. Weil der Inhaber Yorai Feinberg nicht anwesend sein konnte, nahm sie stellvertretend eine verantwortliche Mitarbeiterin entgegen. In einem späteren Telefonat bedankte er sich für die Solidaritätsbekundung: „Die Aktion hat mich sehr beeindruckt und mir Mut gemacht. Wir verstehen uns als Teil des Regenbogenkiezes, auch wenn ich selbst nicht schwul bin. Euer Zeichen bedeutet mir sehr viel.“

MANEO – DAS SCHWULE ANTI-GEWALT-PROJEKT IN BERLIN engagiert sich seit über 28 Jahren in den
Bereichen Opferhilfe, Meldestelle, Gewalt- und Kriminalprävention und Empowerment in ganz Berlin, ebenso im Regenbogenkiez. MANEO hat 2009 das Berliner Toleranzbündnis gegründet, dem über 130 Unternehmen und Institutionen angehören, u.a. Berliner Kulturhäuser wie Friedrichstadt-Palast, Komische Oper und Deutsche Oper Berlin, die Berliner Polizei, Berlin Tourismus, zahlreiche Berliner Hotels, DEHOGA Berlin, die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb), Cine Plus und die Yorck-Kinogruppe, die Jüdische Gemeinde zu Berlin, der Chorverband der Evangelischen Kirchenchöre Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Berliner Clubcommission, alle bedeutenden Berliner LSBT* -Events, Hertha BCS, Vattenfall, Taxi Berlin u.a.m. Auch das Lesbisch-Schwule Stadtfest geht auf eine Idee und das Engagement von MANEO 1992/1993 zurück.


[im Foto]: Bastian Finke, Leiter von MANEO und Leiter des BERLINER TOLERANZBÜNDNISSES, übergibt einer Mitarbeiterin des Restaurant Feinbergs die Liste mit 120 Unterschriften.