Religionen

Dankesrede anlässlich der Verleihung des Tolerantia-Awards 2016

Belfast – 27.10.2016. Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Ulrich Oelschläger, hält eindrucksvolle Rede anlässlich der Verleihung des TOLERANTIA AWARDS 2016 in Belfast.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Goethe hat einmal gesagt: Dulden heißt beleidigen, und so kann sich unser Verständnis von Toleranz auch nicht im bloßen Dulden erschöpfen. Der stets notwendige Dialog mit der Naturwissenschaft und der säkularen Philosophie sowie mit den gesellschaftlichen Bedingungen zur Entstehungszeit der Bibel zwingen zum Umdenken, zum Bekenntnis früherer Schuld und zu einer Neuinterpretation früher allzu wörtlich verstandener biblischer Texte. So ist Achtung und Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaft als Teil der göttlichen Schöpfung das positive Ergebnis dieses Reflexionsprozesses und Toleranz bekommt im Sinne des Frankfurter Philosophen Rainer Forst einen Inhalt, der weit über bloßes Dulden hinausgeht. Die Konsequenz aus diesem Reflexionsprozess konnte nur sein, dass unsere Kirchen Pfarrerinnen und Pfarrer die Möglichkeit geben, gleichgeschlechtlichen Paaren Gottes Segen zuzusprechen. Diese Möglichkeit besteht außer in den drei geehrten Landeskirchen in 14 weiteren Gliedkirchen der EKD seit etlichen Jahren. Die Synoden der  EKBO, der EKiR und der EKHN sind einen Schritt weitergegangen und haben diese Segenshandlungen kirchenrechtlich Trauungen gleichgestellt. Die EKBO und die EKiR sind diesen Schritt 2016 gegangen, die EKHN bereits 2013 in der neu verabschiedeten Lebensordnung, die das gottesdienstliche Leben regelt. Der erwähnte Vorlauf und der ausführliche Diskussionsprozess in dieser Zeit haben sicher dazu beigetragen, dass die synodalen Entscheidungen auch bei den Kirchenmitgliedern auf breite Akzeptanz stoßen.

Die sehr vielfältig zusammengesetzte Jury, die MANEO – Das schwule Anti-Gewalt-Projekt in Berlin zusammengestellt hat, würdigt die Entscheidung der drei Synoden der EKBO, der EKiR und der EKHN sowie damit zugleich aller am Prozess Beteiligten mit dem Tolerantia Award. In ihrer aller Namen danke ich für diese hohe internationale Auszeichnung.

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Gegen das Morden im Namen Gottes

Berlin – 24.03.2015. Mahnwache am Brandenburger Tor. Seyran Ate?, Rechtsanwältin, Muslimin und Frauenrechtlerin, und Lala Süsskind, ehemalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, jetzt Aktivistin beim Jüdischen Forum für Demokratie, riefen heute Abend um 18 Uhr zur Mahnwache ans Brandenburger Tor auf. Gemeinsam mit Bürgerrechtsaktivistinnen und –Aktivisten demonstrierten sie gegen das Morden im Namen Gottes.

Mit einer Mahnwache erinnerten sie an das Lebensrecht aller Menschen auf dieser Welt – unabhängig von Herkunft, Religion, Weltanschauung und sexueller Orientierung, um für ein respektvolles Zusammenleben zu werben. „Wir sind entsetzt, empört und wütend, dass Menschen andere Menschen bestialisch im Namen Gottes ermorden und versklaven. Dieser Wahnsinn muss aufhören!“

In ihrer Erklärung hieß es: „Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Christenfeindlichkeit und Men-schenfeindlichkeit muss von allen Demokraten und Vertretern aller Religionen mit allen Mitteln bekämpft werden. Die Freiheit muss Tag für Tag gegen ihre Feinde verteidigt werden, sei es nun hier oder anderswo. Jeder kann etwas tun: Setzt dem Irrsinn Menschlichkeit entgegen!“

Lala Süsskind und Seyran Ate?, die beide Mitglieder des Beirates von MANEO sind, wurden bei ihrer Aktion von Bastian Finke, Leiter von MANEO, unterstützt, der das Schild trug „Ich bin Homosexuell. Ich will Leben und nicht Leben nehmen. Kein Morden im Namen Gottes“.