MANEO-Präambel
Wir betrachten Vielfalt als Bereicherung, aus der heraus Ideen und Potentiale für unsere Gesellschaft erwachsen, mit denen wir uns eine gemeinsame Zukunft und eine freie, friedliche, gerechte und demokratische Gesellschaft gestalten und schaffen können. Vor dem Hintergrund der europäischen Geschichte sowie der damit einhergehenden Verantwortung, treten wir für Menschenrechte und Toleranz in unserer demokratischen Gesellschaft ein. Indem wir regelmäßig dafür einstehen, arbeiten wir an einer gemeinsamen Zukunft in Europa und der Welt.
Wir leben Toleranz und treten ein gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Wir wollen unsere Kräfte zur Gestaltung und Entwicklung einer toleranten und vielfältigen Gesellschaft einen, in dem Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit wohnen, arbeiten und leben können – dies im Geiste der Europäischen Menschenrechtskonvention und der gegenseitigen Anerkennung und Achtung unter Menschen unterschiedlichen Geschlechts, Alters, unterschiedlicher
Kultur, ethnischer Herkunft, Heimat, Glauben, religiöser oder politischer Anschauung, Behinderung sowie sexueller Orientierung erklärt. Eine solche Vision wird getragen von sichtbaren Akteuren des gesellschaftlichen Lebens, die für Toleranz eintreten und diese auch nach außen tragen und sichtbar machen.
Wir einen unsere Kräfte zum Aufbau einer Bürgergesellschaft in Europa, in der wir gemeinsam und frei von Diskriminierung leben können. Wir bekunden gegenseitigen Beistand, um dieses Ziel zu erreichen. Wir solidarisieren uns mit Menschen, die für Bürgerrechte, Gleichberechtigung, Schutz von Minderheiten und für die Einhaltung der Europäischen Menschenrechtskonvention in Europa eintreten.
1.1. Leitbild von MANEO
In einer von der Aufklärung und dem Humanismus geprägten Ethik, getragen von der Idee der Gleichheit aller in ihrem Ansehen und ihren Möglichkeiten sowie von den Prinzipien der Toleranz, Offenheit und Vielfalt der Menschen, ausgehend von der Tatsache,
- dass soziale und rechtliche Diskriminierung von Sexualität in unserer Welt allgegenwärtig ist,
- dass Übergriffe und Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermuteten Homosexualität in unserer Gesellschaft stattfinden,
- dass verschiedene weitere Formen von Gewalt stattfinden, die deshalb verschwiegen werden, weil wegen des homosexuellen Kontextes Betroffene Nachteile für sich befürchten (z.B. Prostitution, Häusliche Gewalt, Vergewaltigung),
- und dass Betroffene bestehende, nicht-schwule Beratungs- undUnterstützungsangeboten meiden (z.B. Angst vor weiterer Viktimisierung, vor dem Outing, vor dem Reden über Sexualität),
bieten wir aus
- Mitmenschlichkeit
- emanzipatorischen Bestrebungen
- und aus einer Selbstbetroffenheit als schwule und bisexuelle Männer betroffenen Menschen in Berlin Hilfe an, die aufgrund ihrer selbst festgestellten oder von anderen unterstellten homosexuellen Orientierung Diskriminierung, Ausgrenzung und Gewalt erfahren haben.
Wir stellen uns gegen bestehende Vorurteile über homo- und bisexuelle Menschen und tragen dazu bei, dass Diskriminierung abgebaut wird. Wir unterstützen und stärken homo- und bisexuelle Menschen in der Entwicklung von Identität, Selbstbewusstsein und Handlungsautonomie (Hilfe zur Selbsthilfe).
Wir berücksichtigen, dass homo- und bisexuelle Männer auch im gesellschaftskulturellen Kontext identitätsstiftender Männlichkeitsstereotypen aufgewachsen sind. Wir nehmen Klischees und Rollenbilder nicht als gegeben hin.
1.2. Ziele von MANEO
Die vier Kernbereiche von MANEO
A. Opferhilfe
Schwule und männlich-bisexuelle Menschen, die Opfer von Gewalt und Diskriminierung in Berlin und im Einzugsgebiet von Berlin wurden bzw. sich in Berlin aufhalten, werden beraten und unterstützt. Eine nachsorgende Versorgung und Betreuung von Betroffenen von Gewalt in Berlin wird sichergestellt, z.B. durch Vermittlung und durch Bereitstellung eigener Unterstützungsangebote (u.a. Aufklärung, Entwicklung von individuellen Hilfeplänen, Versorgungshilfen, ggf. Krisenintervention, und Zeugenbegleitung, Interessensvertretung, Beratung von Projekten und Einrichtungen).
Erstberatung/ Erstkontakt: Die Erstberatung bietet Betroffenen von Gewalt mit ihren Frage- und Problemstellungen Erstinformationen, Kontaktvermittlung und eine erste Hilfestellung an.
Ein Erstkontakt wird durch tägliche Erreichbarkeitszeiten sichergestellt (tägl. 17-19 Uhr). Die Würde der Betroffenen wird respektiert und das Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe unterstützt. Unsere Kunden erhalten eine bestmögliche Opferversorgung. Die Erstberatung wird von geschulten hauptamtlichen Mitarbeitern geleistet, unterstützt von geschulten Laien/ ehrenamtlichen Mitarbeitern.
Psychosoziale Opferberatung: Die sich einer Erstberatung anschließende psychosoziale Beratung und Unterstützungshilfe wird von qualifizierten hauptamtlichen Mitarbeitern geleistet, die mit Betroffenen individuelle Hilfepläne entwickeln und sie in der weiteren Vernetzung und Vermittlung unterstützen (Casemanagement). Termine werden auch außerhalb der Erreichbarkeitszeiten vereinbart. Qualifizierte Mitarbeiter stabilisieren, stärken und unterstützen das Selbstbewusstsein und die Handlungsautonomie (Hilfe zur Selbsthilfe) der Betroffenen. Unsere Kunden erhalten eine bestmögliche Opferversorgung.
Primäre Opferversorgung: Wir wollen Menschen, die nach einem akuten Gewalterlebnis Probleme und Konflikte erfahren, unterstützen und damit die primäre Versorgung und Betreuung von Betroffenen von Gewalt in Berlin sicherstellen.
Sekundäre Versorgung: Wir wollen Menschen, die in Folge eines Gewalterlebnisses Probleme und Konflikte erleben (Langzeitfolgen), durch Stärkung des Selbstwertgefühls und der Handlungsautonomie unterstützen und damit eine nachsorgende Versorgung und Betreuung von Betroffenen von Gewalt in Berlin sicherstellen (z.B. Vermittlung an Fachdienstleister, Bereitstellung eigener Unterstützungsangebote).
B. Meldestelle, Erfassung von Gewalttaten
Gewalttaten, die sich in Berlin und seinem Einzugsgebiet ereignet haben und sich gegen Schwule, Bisexuelle und Menschen, die für schwul gehalten wurden, richteten, werden erfasst und ausgewertet (u.a. Planung und Begleitung der Datenerhebung, Aufbereitung und Auswertung). Unerlässlich ist dabei die Weitergabe von fallbezogenen Informationen und Daten durch die Strafverfolgungsbehörden an uns. Der Austausch dient der Dunkelfelderhellung, fördert unsere Arbeit zur Verbesserung von Unterstützungsangeboten für Betroffene und ist essentiell für die Fortführung der Gewaltpräventionsarbeit von MANEO, damit die Zielerreichung unserer Projektarbeit.
Wir informieren die Öffentlichkeit über das Ausmaß der Gewalt sowie über Aspekte und Formen schwulenfeindlicher Gewalt. Wir wollen schwulenfeindliche Gewalt aufzeigen und gegen schwulenfeindliche Gewalt durch bestmögliche Gewaltprävention wirken.
C. Gewaltprävention/ Gewaltschutz
Mit Hilfe der statistischen Erfassung und Auswertung von vorurteilsmotivierten homophoben und LSBTIQ+ -feindlichen Gewalttaten in Berlin können wir gewaltpräventive Maßnahmen entwickeln und durchführen.
Die Öffentlichkeit wird auf die anhaltende Ausgrenzung und Gewalt hingewiesen; dazu stellen wir Informationen zusammen, verbreiten Fachwissen und führen Veranstaltungen durch (z.B. über Vorort-Arbeit, Social Media, Homepage, Öffentlichkeitsarbeit, Infomaterial, Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden).
Wir beugen Gewalt und Diskriminierung gegenüber Schwulen, Bisexuellen und Menschen, die für schwul gehalten wurden, in Berlin vor. Wir wirken gegen schwulenfeindliche Gewalt durch bestmögliche Gewaltprävention. Dazu stellen wir Informationen zusammen, verbreiten Fachwissen und führen Veranstaltungen durch.
MANEO hat sich national und international mit Projekten vernetzt und fördert den Austausch.
D. Engagement und Empowerment
Die Projektarbeit gründet sich auf die Einbeziehung ehrenamtlichen Engagements und ehrenamtlicher Mitarbeiter. Ehrenamtliches Engagement ist eine entscheidende Ressource von MANEO. In ihrer berufsfreien Zeit begleiten und unterstützen ehrenamtliche Mitarbeiter die Projektarbeit in ihren Zielen und in ihren Arbeitsbereichen. Qualifizierung, die Einhaltung von Standards und die Zufriedenheit ehrenamtlicher Mitarbeiter sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Projektarbeit. Ehrenamtliches Engagement trägt dazu bei, Menschen zu verbinden und zu ermutigen, für ihre Rechte einzutreten und solidarisches handeln zu stärken.
Um Menschen über unsere Arbeit zu informieren und für unsere Arbeit zu werben, führen wir jährlich unsere Kampagne „Kiss Kiss Berlin“ durch.
E. zwei zusätzlichen Tätigkeitsfelder
A. Vernetzung
Ziel von MANEO ist es, seine eigene Arbeit und sein Fachwissen durch Austausch von Erfahrungen in Fachgremien und Arbeitskreisens sowie durch Vernetzung stetig zu verbessern. Vor dem Hintergrund seiner zur Verfügung stehenden Ressourcen ist MANEO in Gremien und Foren angemessen vertreten.
B. Qualitätsmanagement und Ressourcensicherung
Zur Aufrechterhaltung seiner Zielsetzung und Angebote stellt MANEO ein regelmäßiges Qualitätsmanagement sicher. Damit MANEO seine Arbeit fortsetzen kann, ist MANEO auf finanzielle Zuwendungen und Spenden angewiesen. Diese sichern u.a. Mitarbeit – hauptamtliche wie ehrenamtliche Mitarbeit – Räume, Büromaterial, technisches Equipment und Erreichbarkeiten. MANEO muss deshalb regelmäßig Mittel einwerben, u.a. durch Öffentlichkeitsarbeit und öffentlichkeitswirksame Aktionen.