Berlin, 8. April 2025 – Am gestrigen Montag wurde die Gedenktafel für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus am U-Bahnhof Nollendorfplatz geschändet. Der Vorfall reiht sich ein in einer Serie von Angriffen auf LSBTIQ+-Orte in Berlin. Als Reaktion rief MANEO – Das schwule Anti-Gewalt-Projekt in Berlin kurzfristig zu einer Schweigeminute auf, die am heutigen Dienstag um 16:30 Uhr am Ort des Geschehens stattfand.
Etwa einhundert Menschen aus Politik, Zivilgesellschaft und den LSBTIQ+-Communities folgten dem Aufruf. Gewerbetreibende und Gaststätten aus dem Regenbogenkiez beteiligten sich an der stillen Kundgebung, die ein Zeichen für Solidarität und eine klare Haltung gegen LSBTIQ+-Feindlichkeit setzen sollten.
MANEO-Leiter Bastian Finke betont in seiner Ansprache, dass das Projekt auch im laufenden Jahr zahlreiche LSBTIQ+-feindliche Vorfälle registrieren musste – darunter Sachbeschädigungen, Bedrohungen sowie teils massive Übergriffe auf Mitarbeitende.
„Übergriffe dieser Kunst sind immer auch Angriffe auf die Würde von Menschen. Die Schändung dieses Gedenkortes entwürdigt das Leid homosexueller Menschen, die unter der nationalsozialistischen Ideologie verfolgt, entrechtet und ermordet wurden“, so Finke. Er warnte außerdem vor einem Wiedererstarken menschenverachtender Ideologien – ob politisch oder fundamentalistisch-religiös motiviert – die auch in Deutschland zunehmend sichtbar werden. Besonders betroffen sind Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter und Queere Personen.
Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann (Bündnis 90/Die Grünen) verurteilte den Vorfall in einem Redebeitrag: „Diese Schmierereien sind ein Angriff auf die LSBTIQ+-Szenen und auf die Prinzipien von Akzeptanz und Respekt in unserem Bezirk. Unser Bezirk ist stolz darauf, Heimat des Regenbogenkiezes zu sein.“
Auch Alfonso Pantisano, Sprecher des Landes Berlin für LSBTIQ+-Belange, betonte die Bedeutung der öffentlichen Reaktion: „Mit der Schweigeminute senden wir auch parteiübergreifend ein Signal. Wir werden die Erinnerungen an all jene bewahren, die aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität verfolgt wurden – ebenso wie an die vielen Freund*innen, die wir durch AIDS verloren haben.“
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Bastian Finke
Leiter von MANEO/ fachliche Leitung
Leiter ‚Team Nachtbürgermeister Regenbogenkiez‘