anlässlich des Internationen Tages gegen Homo-, Bi-, Inter- und Trans*phobie (IDAHOBIT)
am 17. Mai 2024
Man kann es sich eigentlich kaum vorstellen: Erst 34 Jahre ist es am 17. Mai her, dass die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten strich. Im selben Jahr gründete sich in Berlin das schwule Anti-Gewalt-Projekt MANEO – als Reaktion auf eine wachsende Zahl homophober Übergriffe in der Stadt. Und man darf auch nicht vergessen: 1990 war der diskriminierende Strafrechtsparagraf 175 noch immer nicht komplett abgeschafft, es gab weder ein Antidiskriminierungs- noch ein Lebenspartnerschaftsgesetz, von der Ehe für alle ganz zu schweigen. Seither hat der Kampf um Anerkennung und Gleichstellung große Fortschritte gebracht. Und auch das gesellschaftliche Klima ist sehr viel offener und liberaler geworden, besonders hier in Berlin.
Doch bei aller Freude über das Erreichte: Es ist nicht genug. Sonst müssten wir den Internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Trans*phobie am 17. Mai nicht mehr begehen. Und sonst wäre auch MANEO überflüssig. Das ist es aber leider nicht – im Gegenteil. Denn noch immer sind Homo- und Transphobie auch in unserem freien, weltoffenen Berlin ein Problem. Noch immer werden queere Menschen auch bei uns diskriminiert, beleidigt und körperlich angegriffen. Das dürfen wir nicht hinnehmen. Gerade in einer Zeit, in der Populisten Ressentiments gegen Minderheiten schüren, wird entschlossenes Vorgehen gegen Ausgrenzung mehr denn je gebraucht.
Berlin gilt heute als die Regenbogenhauptstadt Europas. Aber das ist auch ein Anspruch, dem wir immer wieder aufs Neue gerecht werden müssen. Lassen Sie uns gemeinsam weiterhin alles dafür tun, dass queere Lebensweisen in unserer Stadt genauso frei, offen und selbstverständlich gelebt werden können wie jede andere auch – am 17. Mai und an jedem anderen Tag!
Ich danke allen, die sich in diesem Sinne engagieren – heute vor allem MANEO sowie den vielen anderen Akteuren und Organisationen, die sich tagtäglich für Vielfalt, Akzeptanz und ein gutes Miteinander in unserem Berlin starkmachen. Die alljährliche Kampagne „Kiss Kiss Berlin“ ist ein herausragendes Berliner Beispiel für dieses Engagement. Herzlichen Dank heute besonders auch dafür!
Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin, Foto © Christian Plambeck